Wer bist Du? (ooda, waut pesseat, wann eena mol opp aule Zylindasch Fiea foahre lat!) von Jack Thiessen

Ihr Tairen!

Als maine Gattin Njuta von ihrem Nähverain "Flaissiger Finger" vorige Woche zurickkam, ging es bai uns doll zu, wail die Wiensche und Rempelsche mal wieder viel Naiijkaiten aus die waite Welt erzählt hatten. Ich wollte noch fragen, ob es bai Wiensens und Rempels auch schoon moode jeworden ist vor dem sindigen Bilderkasten zu sitzen, aber Njuta war der Naiijkaiten so voll, dass ich garnicht mit maine Ermahnung so richtig in den Schwung kam.

Baim Kaffeetrinken waren wir da auch glaich wieder im Alten Testament, wo das Leben und der Tood und die Liebe und der Friede und der Hass sich mal wieder alle durchainander den Krieg erklärten. Und genau wie damals im Alten Testament, woo es fast jeden Tag aine naie Heideldai gab, ist es wieder haitzutage soo. Und das ist dann auch das Thema mainer Predicht fier Haite.

Ihr kennt doch alle die Geschichte vom Salooman und saine groose Waishait. Und saine Gegrommthait zuammen mit sainer Erfahrung hatte sich herumgesprochen, und er war, sagen wir mal, weens so beriehmt wie ain guter Zurechtmacher oder Knochenzurechtrenker unter uns zu ainer Zait, und wie es noch in Mexiko haite bai die Mennoniten sehr moode ist. Also, dieser war die letzte Autorität, und wenn sich in diesem Punkt sogar die Frauen ainig sind, muss ja da schoon was dahinter gesteckt haben, denn zwei beese Frauen brachten in ainer tiefen Nacht ain Kind zu ihm, und er sollte entschaiden, wem das Baby gehierte. Sie konnten sich nicht ainig werden und hatten sich fast die ganze Nacht gezankt und gekabbelt und gestritten und sich belaidigt und woomeejlich auch schoon gegensaitig die Backen zerkratzt.

Na, und was tat der waise Salooman? Er stand auf und steckte aine Laterne an, und machte sich ain bischen frisch und sammelte saine Gedanken und strich sich den Bart scheen und schaute die zwai Fraumenschen grindlich und ohne Brille tief an und rief nach hinten durch die aine Tier: "Benjamin, main traier Knecht, Du hast jetzt aufzustehen, und dann hoohlst Du mir mal main Schwert, das scharfe da, welches ganz hinten links, dort bai die Kruck aingemachter Arbusen hinter die Kammer, hengt. Und dann raibst Du Dir den Schlaf und die Plieren aus den Augen und kommst stantepee mit das groosen Messer hier an. Und mache es ain bisschen jicha!"

Na, und dieser tat wie ihm gebooten und kam mit dem Schwert an, während Salooman die ganze Zait ieber sich die Frauen und das Baby anschaute.

Und was tat er dann? Er sagte nicht: " Wer nicht lieben kann, will besitzen," ooder sowasdaher; ahnte er doch schon, wo der Stil in der Axt oder am Schwert steckte, und er schoon wusste, denn es ailte um mit die Flunkarei aufzureimen.

Salooman sagte: "Na gut, aine jeede von Aich kriegt die Helfte von diesem Baby. Benjamin, hool sofort den Hauklotz, der dort rechts bai die Scheune im Schatten steht."

Als Benjamin den Hauklotz glaich darauf auf den Kichenbooden stellte, und Salooman zum Babie fasste, um es darauf zu legen, und schon mit sainen waisen Augen, diesmal mit die Brille auf die Nase, Mass nahm, woo nun die Helfte sain wirde, brach die Wahrhait aus. Und die Liebe und nicht die Besitzgier siegte.

Und alle, soogar die Schlafmitze Benjamin wussten fortan, wem das Babie gehierte. Und dann sagte Salooman: "Ich mechte nichts mehr ieber diese Sache von Aich oder von Airem Freundschaft hieren. Und damit Ihr seht, dass ich das soo im Ernst maine, lass ich das Schwert hier auf dem Tisch bis Moontag griffbereit liegen. Und Schwester Rebekkah pass scheen auf das Kind auf, denn es ist Dains. Und Naomi geh noch ain bisschen an die frische Luft und schäm Dich aus und dann gehst schlafen, und erzähl kain Wort ieber dieses Schermetzel mehr. Und nun geht in Frieden sonst wird das Kind wach und wird wainen und die Nachbarschaft aufwecken. Ausserdem ist die Keinigen Shiva hier zu Gast und wir wollen doch alle zuammen ainen guten Aindruck machen, und ihr nicht mit unsere jiddischen Kabbelei wecken, nein?" "Nein."

Ihr Tairen, genau wie in diese Geschichte geht es haitzutage mit den Palestinenser und den Israeliten. Baide sind sie von Anfang an Freindschaft und kennen sich viel zu genau und kainer gibt nach und das geht schoon so lange bis weder Juden noch Palestinenser mehr wissen, warum sie sich bis aufs Blut beese sind. Es waiss wohl auch een jeder, dass die zwai Frauen hier wahrschainlich auch von die zwai genannten Stemmen kamen, und sich ainfach vlaicht sait Generatsjoonen nicht verknusen konnten. Und so kam ihnen das Baby als Zankapfel gerade zu Pass!

Das Probleem fing schon an als Gott zum Kain, dem Merder, sagte: "Junge, Junge, das Blut Daines Bruder schreit Dir von der Erde an." Und so geht es auch haitzutage woo die Palestinenser und die Israeliten sich gegensaitig die Schädel ainschlagen anstatt gegensaitig ihres Bruders Hieter zu ain, wie es der Vater im Himmel es so gerne will.

So, und nun zur nechsten Saite unseres Themas, und das ist wie neimoodisch wir Mennoniten schon immer wieder mit die alte Moode als Friedenstifter geworden sind. Und dieses Thema macht mich sogar in mainer Hoochbetagthait sehr beese, und ist dem vorher angeschnittenen Thema so nahe verwandt wie ain Bain dem andern, wenn sie so zusammen den selben Laib durch das Jammertal tragen.

Oo, Oo! was ist das fier aine sehr törichte Geschichte wie unsere mennonitische Geschwister hier soo sehr auf aine schiefe Bahn ausgleisen tun. Anstatt mit unsere gesegneten Friedfertigkait, die dem Vater im Himmel am maisten an uns freut, und schoon immer am maisten gefreut hat, dem Zwietracht in dieser Welt mit die Waffen der Giete und Liebe den totalen Krieg zu erklären, haben wir uns durch vielerlai neumoodsche relijeese Politik den Kopf dieslich drehen lassen und schämen uns unseres Glaubensbekenntnisses. Ja, es gibt in Britisch Columbien aber auch hier in Stainbach Raihelang mennischer Gotteshaiser, die sich nicht mehr mit dem gottgefaelligen Namen Mennoniten nennen und sich ihres Wesens und ihrer Geschichte schämen, und wenn Gott ruft: "Menno, wo bist Du, jetzt wo ich Dich soo neitig brauche?"dann stellen sie sich stumm und dumm und antworten, wenn ieberhaupt, in ainem Kindesenjelsch: "Soo haiss ich nicht!"

Und in Brasilien ist es kain Dripps besser, denn dort wird, wenn der Staat zum Gewehr ruft, das Schwert und die Flinte genommen und loos gezogen. Wisst Ihr, maine Tairen, das verschlägt Unserainem dann aber doch total die Sprache, und dann kann man nur noch mit dem kirzesten aller Bibelversen aufwarten: "Jesus weinte!"

Als nailich ain solcher Raiseprediger, ain Franz Funk, von Vancouver mit sainem dicken, blanken Cadillac zu uns angestaiert kam und hier mit dem Wort dienen wollte, waren wir uns gottlob sofort ainig, dass er bai uns hinter die Kanzel nuscht nicht zu suchen hatte. Und dann hat er noch gemaint, der Name Mennonit schadet und hindert sainem christlichen Zaignis, und sainen Missionssinn, und des gettlichen Segens. Ich wurde daraufhin soo fuchtig, dass maine Gattin Njuta sich sehr verfiehrte, und so sage ich Aich, wenn Ihr in dieser Gegend hieren solltet, dass ich gesagt habe 'Der Bruder sai des Taifels' dann dirft ihr das ruhig glauben, wail ich genau das zum ersten mal in mainem langen Lebenswandel gesagt habe.

Soo ist es, wenn Unserainer in der modernen Zait manchmal Salooman spielen muss, und mit dem Schwert der Wahrheit auf dem Hauklotz die Verbiesterhait in zwai Sticke hauen muss.

Ja, liebe Jeschwister, ich hatte niemals nicht gedacht, dass ich jemals genau verstehen wirde, was das bedaitet, wenn man aus Verachtung spuckt, aber genau das haben diese verbiesterten, ehemalige Mennoniten, unsere Glaubensbrieder also, getan: sie haben auf die friehen Gräber tausender Kriegsdienstverweigerer mennonitischen Glaubens in ganz Russland und in Sibirien gespuckt. Ja, sie haben ebenfalls dem Herrn des Friedens und der Liebe auf dem Kreuz ins Angesicht gespuckt.

Amen.

Wir singen noch alle Strophen des Liedes "Mir ist wohl in dem Herrn."


© 2007 Jack Thiessen