Liebe Jemainde!
Ich habe schon lange nicht am Sonntach jepredijcht, wail ich dachte, ich sai schoon zu alt um Waisheiten von mir zu geben, und wail maine Gattin Njuta mir den Rat gab, laiser zu treten und mich nicht zu sehr aufregen und ich mich ainfach ain weenich fier die Eewichtjait schoonen soll. Und das habe ich dann auch getan, aber haite am Anfang des naien Jahres will ich doch mal wieder den Predigerstab in die Hende nehmen und auf die Kanzel loos piljren. Auch kommt Unserainer sich im Laufe der Zait ain weenich ieberflissich und altmoodisch vor, wail unsere Jugend auf den Bibelkalledjzhess sich so jegrommt tut, soodass man sich maist verbiestert vorkommt. Aber als ainije Brieder und ich im mennischen Kalledzh dort in der alten Taubstummenschule nach Wienipetj zum Waihnachtsprogram fuhren, habe ich mich doch sehr jewundert, wie wainich es doch mit die naie Moode ist. Sie sprechen da nicht mehr Plattdaitsch, ooder scheenes Hoochdaitsch, ooder noch ain bischen Rusch. Nain sie sprechen nur Enjelsch und haben auch in diese Sprache nicht viel was zu sagen. Ooh! Ooh! Wenn man alt werden will, muss man lange leben, sagte Fupptje Hiebert immer, aber soo alt wollte ich dann doch nicht werden um so viel Kummer, ja Herzelaid zu erleben. Wir sind mennische Tjristen und dirfen uns nicht der Welt jlaichstellen, aber das haben wir getan. Wooran wird der liebe Jesus uns denn bai sainer Wiederkunft erkennen, wenn wir ieberhaupt nicht durch was besonderes auffallen, wie mit die daitsche Sprache? Nain, nain, liebe Jeschwister, der liebe Gott und ich fiehlten uns da im Bibelkalledzh baide ain weenich verbiestert, und waren frooh, dass das Program nur etwas mehr als drai Stunden dauerte. Der liebe Gott und ich sind uns auch ainich, dass das Kalledzh lieber hette aine Taubstummenanstalt blaiben sollen, wail es aine solche ja noch immer ist. Na ja, das war schoon immer die Moode der Jugend wie auch an dem Abend; sie spricht jerne und viel von Toleranz wail sie damit ihre Jlaichjiltichtjait vertuschen will.
Nun jut, aber worieber ich haite predjen will und muss ist ieber ain Thema woovon und woorieber ain jeder haite viel zu erzehlen hat. Besonders am Anfang des naien Jahres, die Zait naier Vorsetze, die man hier rundum die Uhr als Njujiers-Resolutschoons zu hieren bekommt. Auch im TV soll man darieber viel Wortgut verlieren, hierte ich sagen, aber das waiss ich nicht jenau, weil ich noch immer nicht diese Rumpelkummer habe, und die bai uns auch nicht moode werden soll.
Alsoo das Thema fier maine Predicht fier Haite ist Diät halten. Unserainer schemt sich maist wail der dicke Bauch war zwischen 1915 bis anno 1939 niemals nicht Moode; wir waren alle maistens schluddrich an Laib und Klaid, und hatten es nienicht mit enjen Hoosen drock. Dann aber kamen auch hier die fetten Jahre und die Jeschwister nahmen am Bauch zu und im Jaist maistens ab.
In der Offenbarung steht jeschrieben: "Ich hab Aich gewogen und fier zu laicht gefunden." Na alsoo, liebe Jeschwister, da haben wir's auch jlaich. Und dieser Vers will soo ausjelecht werden: wer des Laibes zu viel ist, ist des Jeistes zu laicht.
Vlaicht hette der himmlische Vater nuscht nicht dajejen jehabt, wenn der Mensch sich zum Winterbeginn ain wenich Schmalz auf die Rippen zulejte, damit er dann im Winter etwas macklicher schlafen konnte, und den Ieberblaibsel aber im Friehjahr dann in der Sattelzait sich abwanken und abstrampeln konnte. Werwaiss?
Aber was Unserainer hier sieht jriest doch viel zu sehr aus, und ist bestimmt niemals nicht gottjefellich. Nimmt Aich zum Biespiel mal den Peeter Abram Thiessen dort von hinter Jnadenfeld an, den Petro Abramowitsch, der immer so schmaissich und prechtich aussah wie ain Hollywood Stern, aber jetzt schoon pustet und prustet, und schnauft und pauft wenn er nur die Kiehe fittert, und zu dick des Schemedantjes ist, um Kiehe mit die Hende zu melken. Und zwaiundainhalb Mal am Tag Mittagschlaf halten muss, wenn nicht maist draimal. Und dann sain Sohn Peeter, der wie ain Herbstganter wackelt. Ooder, soo habe ich mir weens erzehlen lassen, der Jakob Warkentiens, eltester Soohn, auch een Peeter, der sich ieberhaupt nicht mehr wiegen kann, wail die Waagschalen in dieser Jejend ihn nicht fassen kennen. Und wail er sich seines Jewichtes schemt, lesst er sich auch nicht mehr hier in sainen haimatlichen Jefilden blicken. Ooder die Jakob Voogt Tochter, die Anna, die in Wienepetj ausschafft, und soo unjehaier drugglich ist, dass sie auf aine Mattratze auf die Flur schlafen muss, wail jedes normale Bett vor ihr Angst hat. Ooder der briederjemaindsche Erdschocken Kreeker von Jantsied, der so dick ist, dass er sich stahlerne Stiepers an die Beine schnieren muss, damit er ieberhaupt noch wankelmietich blaiben kann. Weens so wird erzehlt.
Ihr Tairen im Herrn, was ist hier aijentlich loos? Ich maine, es ist viel mehr loos als hundert ooder auch zwaihundert Pfund zu viel, also soll man ruhich mal hinter die Kulissen schauen, wenn es bai diesen Elephantenbabies auch nicht soo ainfach ist.
Und wail es viel schlimmer ist als es schaint, habe ich auch den Mut aufjebracht diese Mastkandidaten baim Namen zu nennen, wail sie kainen guten Frieden mit Gott haben und wail sie ja maistens auch nicht die Kirchbank mit ihr Polster schmicken. Also ist ihr Verheltnis zu heeheren Dingen jetriebt. Auf alle Felle steeht dochwool klar, dass ihnen falsche Getter wichtijer sind als die richtijen. Ihnen sind die Kalorien des Flaisches wichtiger als die Kalorien der Seele. Und ihnen ist ihr Bauch wichtiger als die Sachen des Herzens, aber bai dem lieben Gott ist es ja grade umgekehrt, und vlaicht kommen sie deshalb nicht zur Kirche, wail sie sich schemen, da zu sitzen woo der himmlische Vater sich gerne aufhelt.
Ja, und auf dieses Ziel wollte ich hinaus, denn soolange sie sich noch schemen, ist doch noch nicht alles vorbei und verloren. Hette sich der Urvater Adam nicht geschemt, wirde haite kainer von uns nuscht nicht ieber diesen Miester Nieschiea, ooda auch Maista Naijierde wissen. Alsoo ist das sich schemen der erste Schritt in die richtije Richtung und das sich schemen der erste Funke auf dem Anbolt des Herrn.
Mir hat mal eene mennische Mumtje hier dichtbai Jrienthal erzehlt, dass ihr das Diäthalten so schwer fiel, dass sie dabei Verstendnis fier das Bibelwort Treibsal bekam. Aber sie hat durchgehalten, was das Wegschieben der Kommtjes und Teller am Tisch anbelangt, wail sie den Kampf mit Schinkenflaisch und Kartoffeln mit Schmandfett als ainen Kampf zwischen Gut und Beese betrachtete. Und siehe: diese Schwester hatte recht, und sie ist haite noch immer lieblich anzusehen. Ja, ja ich maine dem Johannes Wiens siene Agath, also die Hiehnerwiensche, dort vor Scheenwäs.
Ausserdem, was sollen denn unsere Jeschwister in die alte Haimat, noch in Russland geblieben von uns denken wenn sie uns so mit plumpen Laibern herummulwern sehen, und sie noch immer den Hungerwulf vor dem Schafott mit dem Bassem weggrulen missen? Es gilt auch von der Ferne een gutes Zaignis abzulegen, und das geht nicht wenn um irjendeene Ecke een Mensch geht und man zuerst sein Bauchkofferchen vorweg zu sehen bekommt.
Und mit die kulleräugijen Hungrigen in Afrika ist es auch nicht besser bestellt, wenn sie sehen, dass wir wie die Kulaken Vellerai betraiben und ihnen die Broosamen vom Tisch durch die Missjoon zuschicken lassen.
Ich glaube, Ihr merkt soo langsom was fier Lender im Inwendigen und Auswendigen ich mit maine christliche Bootschaft zu beackern vorhabe, und deshalb werde ich soo langsam dem Schluss zustaiern. Dem lieben Gott ist der dicke Bauch und der dicke Geldbeutel ein Graiel. Also den einen durch die heehere Macht abschmanden und den anderen durch ainen groosziegijeren Aufenthalt baim Kollektenteller die Diät baibringen. Amen!
Zum Schluss bai der Kollekte singen wir noch alle Stroopfen von dem Lied "Broot des Vaters essen wir, Bis an die liebe Himmelstier."